Ein zweiter Esel, aber kein Ausbau

Der Bauernhofkindergarten darf einen zweiten Esel für 2000 Euro anschaffen. Eine ganze Reihe weiterer Anträge für den Ausbau und den Kauf einer Weide wurde aber abgelehnt.

Der Esel des Kindergartens bekommt demnächst einen Artgenossen an die Seite. (Christian Kosak)
Der Esel des Kindergartens bekommt demnächst einen Artgenossen an die Seite. (Christian Kosak)

Schwanewede. Der Bauernhofkindergarten darf einen zweiten Esel für 2000 Euro anschaffen. Der Ausschuss für außerschulische Kinderbetreuung und Jugend hat dem Zuschussantrag der Einrichtung zugestimmt. Für den geplanten Ausbau des Dachgeschosses erhält die Betreuungseinrichtung, die nach dem Waldorfprinzip arbeitet, hingegen kein Geld von der Gemeinde und auch keinen Zuschuss von 36 000 Euro für den Kauf einer Weide. Der Fachausschuss hat die Finanzierung dieser beiden Anträge abgelehnt.

 

Insgesamt 19 Zuschussanträge hatte der Bauernhofkindergarten der Gemeinde vorgelegt, fünf davon haben die Ausschussmitglieder jetzt bewilligt. Dazu gehören der Stallumbau für den Esel (5000 Euro), Malerarbeiten in der Einrichtung (jeweils 2500 Euro in den Haushaltsjahren 2020 und 2021) und die Anschaffung einer Woll-Kardiermaschine (1407 Euro). Ein Zuschuss von 3000 Euro für einen neuen Wäschetrockner und eine Waschmaschine wurde mit einem Sperrvermerk bewilligt, das letzte Wort hat bei den Haushaltsgeräten der Verwaltungsausschuss.

 

Für den geplanten Ausbau der Einrichtung hatte der Kindergarten in seinem Zuschussantrag eine Summe von 350 000 Euro veranschlagt. Im Dachgeschoss sollten unter anderem ein Multifunktions-, ein Konferenzraum und ein Ruheraum für die Mitarbeiter entstehen. Der Ausschuss stimmte dem Antrag allerdings nicht zu. Die Politik sieht ebenso wie die Verwaltung keine Notwendigkeit für einen Ausbau.

 

„Eine räumliche Erweiterung ist rechtlich nicht erforderlich“, sagt Jens Bunk, der den Fachbereich Bildung bei der Gemeinde leitet. Richtschnur für die Gemeinde bei Investitionen in Kindergärten ist nach seinen Worten die Erste Durchführungsverordnung (DVO) Kita des Landes Niedersachsen. „Sie legt die räumlichen Anforderungen fest, die für den Betrieb einer Einrichtung erforderlich sind.“ Auf der Grundlage dieser Durchführungsverordnung habe das Land Niedersachsen dem Bauernhofkindergarten den Betrieb einer Gruppe mit 25 Kindern genehmigt. „Die Räumlichkeiten im Bauernhofkindergarten entsprechen den Anforderungen der DVO Kita für eine Einrichtung dieser Größenordnung“, erklärt der Fachbereichsleiter.

 

Die Kita-Leitung hatte unter anderem bemängelt, dass für Elterngespräche oder Pausen der Mitarbeiter kein eigener Raum zur Verfügung stehe. Auch hierzu zitiert Jens Bunk die genannt Verordnung. Danach könne bei Kindertagesstätten mit nicht mehr als zwei Gruppen ein Raum auch doppelt genutzt werden, ein Büro etwa als Aufenthaltsraum für Fachkräfte.

 

Abgelehnt wurde auch der beantragte Zuschuss von 36 000 Euro für den Kauf einer Weide. Dabei macht die Verwaltung auch einen formalen Grund für die Ablehnung geltend. „Der Kindergarten hat den Kaufvertrag für die Weide bereits abgeschlossen und durchfinanziert. Wird eine Maßnahme begonnen, bevor die Politik darüber entscheidet, wird der Zuschussantrag hinfällig“, erklärt Jens Bunk.

 

Ein zweiter Esel soll her

Die Betreuungseinrichtung braucht mehr Platz. Im Dachgeschoss des Hauses sollen mehrere neue Räume entstehen. Der Kindergarten plant weitere Investitionen, unter anderem den Kauf einer Weide.

Bettina Mittendorf schaut zu, wie zwei Jungen Esel Niklaus füttern. Die Einrichtung will einen weiteren Esel anschaffen. (Christian Kosak)
Bettina Mittendorf schaut zu, wie zwei Jungen Esel Niklaus füttern. Die Einrichtung will einen weiteren Esel anschaffen. (Christian Kosak)

Aschwarden. Der Bauernhof-Kindergarten in Aschwarden braucht mehr Platz. Die Einrichtung will deshalb das Dachgeschoss des Gebäudes in der Straße Auf der Wurth 25 für mehrere neue Räume ausbauen. Das ist nicht die einzige Investition, die der Kindergarten plant. Bei der Gemeinde Schwanewede hat der Vorstand für die Haushaltsjahre 2020/21 fast 20 Maßnahmen und Anschaffungen beantragt, über die der Ausschuss für außerschulische Kinderbetreuung und Jugend an diesem Mittwoch berät. Dazu gehört auch der Ankauf einer Weide.

 

Exakt 19 Zuschussanträge in Höhe von rund 660 000 Euro listet die Vorlage für die Sitzung auf. Allein für den geplanten Ausbau sind darin 570 000 Euro veranschlagt. Die Angaben beruhen auf einem Antrag, den der Kindergarten im Mai dieses Jahres gestellt hatte. Inzwischen hat die Einrichtung nach den Worten ihrer Leiterin Bettina Mittendorf der Gemeinde eine neue Aufstellung vorgelegt. „Der von uns beauftragte Architekt hat nochmal in Ruhe durchgerechnet. Wir kommen jetzt auf 350 000 Euro für den Ausbau.“

 

Der ist laut Mittendorf nötig, weil im Haus heute mehr Kinder betreut werden. 2007 war der Kindergarten mit zehn Kindern an den Start gegangen. Nach einem Umbau im Jahr 2010 wurde die Zahl der Betreuungsplätze auf 18 erhöht. Inzwischen bietet die Einrichtung, die seit 2011 anerkannter Waldorfkindergarten ist, nach Angaben der Leiterin 25 Plätze an. In einer altergemischten Gruppe werden Kinder von null bis sechs Jahre betreut.

 

Zwei Gruppenräume stehen laut Mittendorf zur Verfügung. Der größere ist der sogenannte Ofenraum. Durch verschiedene Baumaßnahmen sei der Raum kleiner geworden, sagt Mittendorf. So sei ein Teil des Ofenraumes zur Vergrößerung der Küche abgezweigt worden. Zum Spielen und für Bewegungsangebote stehen nach den Worten der Kindergarten-Leiterin jetzt noch 16 Quadratmeter zur Verfügung. Auch für Elternabende und Vorträge, für die der Ofenraum genutzt werden, sei er zu klein.

 

Zur Lösung seiner Raumprobleme plant der Kindergarten unterm Dach einen 100 Quadratmeter großen Multifunktionsraum, als Bewegungsraum für die Kinder und auch für größere Veranstaltungen. Insgesamt stehen im Obergeschoss 190 Quadratmeter Ausbaufläche zur Verfügung. Der Vorstand plant hier noch weitere Räume, darunter einen 45 Quadratmeter großen Konferenzraum für Elterngespräche, Vorstands- und Teamsitzungen.

 

„Die Vorstandsarbeit spielt sich derzeit im Büro ab, das dafür zu klein ist. Außerdem beschäftigen wir seit Januar an zwei Tagen in der Woche eine Bürokraft, der Raum steht dann nicht zur Verfügung“, erläutert Bettina Mittendorf. Nach ihren Worten fehlt auch ein Raum, um in Ruhe Elterngespräche führen zu können. Ebenfalls auf der Wunschliste: ein Ruheraum für die Mitarbeiter. Auch eine Teeküche und ein WC-Bad sollen im Dachgeschoss entstehen.

 

Der Bauernhof-Kindergarten setzt in seinem Konzept auf naturnahe Erziehung und Bildung, der Umgang mit Tieren ist fester Bestandteil der Pädagogik. Schafe, Ziegen, Gänse, Hühner, einen Esel und einen Hund gibt es. Neben dem Hofgelände mit Stall dient eine zwei Hektar große benachbarte Weide als Naturspielplatz für die Kinder, hier weiden auch die Schafe und Esel Niklaus. Seit zehn Jahren hat der Kindergarten die Weide gepachtet, nun soll sie verkauft werden.

 

Der Kindergarten will sie erwerben, mit Spenden und einem Zuschuss der Gemeinde Schwanewede. „Der Verlust der Weide würde für unseren Kindergarten den Verlust eines großen Stücks pädagogischer Qualität bedeuten“, heißt es im Spendenaufruf der Einrichtung. Mit dem derzeitigen Eigentümer hat der Kindergarten nach eigenen Angaben schon einen Kaufpreis ausgehandelt: 56 000 Euro. 36 000 Euro soll die Gemeinde zuschießen. Der Kindergarten möchte auf der Weide heimische Hölzer, eine Streuobstwiese und Blühflächen anlegen.

 

Neben den Schafen sollen hier künftig zwei Esel weiden. Niklaus soll Gesellschaft bekommen. „Das Veterinäramt erwartet die Anschaffung eines zweiten Esels aus Tierschutzaspekten“, heißt es im Antrag des Kindergartens. „Es sei artgerechter, zwei Tiere einer Rasse zu halten“, gibt Bettina Mittendorf die amtliche Begründung wieder. 2000 Euro soll der neue Esel kosten. Der Kindergarten hat bestimmte Vorstellungen. „Ein wildes Tier, das den Umgang mit Menschen nicht gewohnt ist, darf es nicht sein. Auch ein junger Esel, der von den Kindern noch nicht geritten werden darf und auch noch keine Kutsche ziehen kann, nützt uns nichts. Außerdem muss das Tier etwas größer sein, damit es zu unserem Niklaus passt.“ Für den zweiten Esel muss der Stall umgebaut werden. Kosten: 5000 Euro.

 

Einen Zuschussantrag für eine neue Eselkutsche, die 6000 Euro kostet, hat der Kindergarten zurückgezogen. „Wir wollen die Kutsche jetzt über Spenden finanzieren, bestellt ist sie schon“, sagt Bettina Mittendorf. Die vorhandene Eselkutsche entspreche nicht mehr aktuellen Sicherheitsstandards. „Die neue Kutsche muss TÜV-geprüft sein.“

 

Auf der Liste, über die der Fachausschuss an diesem Mittwoch berät, stehen auch ohne die Kutsche noch genug Anträge, darunter Malerarbeiten (5000 Euro), eine Festzeltgarnitur (2750 Euro), ein Tomatengewächshaus (1790 Euro), eine Werkbank (1439 Euro) und eine Kardiermaschine für Wolle (1407 Euro).

 

Die öffentliche Ausschuss-Sitzung beginnt um 17 Uhr. Zunächst wird der Skaterplatz Weser-Geest besichtigt, ab 17.30 Uhr geht es im früheren Rathaus Neuenkirchen weiter.