Presse

Pressemitteilung des Bauernhofkindergarten Aschwarden e.V.

Aschwarden, September 2020

Im Herzen von Aschwarden, direkt am Flutgraben, liegt der Bauernhofkindergarten
Aschwarden. Hier leben Schafe, Ziegen, Esel, Katzen und Hühner…Von Montag bis Freitag
bekommen die Tiere Besuch und Streicheleinheiten von bis zu 25 Kindergarten- und
Krippenkindern, die ihren Kindergartenalltag hier erleben dürfen. Die derzeit drei
Pädagoginnen des Bauernhofkindergartens sind Kindergärtnerinnen und Landwirtinnen
zugleich und schaffen mit dem deutschlandweit einzigartigen Konzept aus Waldorf- und
tiergestützter Pädagogik einen ganz besonderen Lernort auf dem Bauernhof.

 

Was nach einem Vorzeigeprojekt mit Beispielcharakter und idyllischem Landleben klingt, ist hinter
den Kulissen leider vor allem eines: ein nicht enden wollender Kampf mit Behörden und
Verwaltung. Hier liegt für die Kindergartenleiterin Bettina Mittendorf auch die Begründung dafür,
warum es in Deutschland kaum vergleichbare Konzepte gibt: „Wir sind unbequem weil wir in kein
Schema F passen. Zuschussregelungen lassen sich nicht 1:1 von anderen Einrichtungen auf uns
übertragen. Vielleicht müssen wir nun sogar schließen weil wir unserer Gemeinde zu teuer
geworden sind.“ Dabei sollte sich eine Gemeinde doch glücklich schätzen, seinen Bürgern
unterschiedliche pädagogische Konzepte anbieten zu können.


„Wir sind als Kindergartenverein ein selbstständiger Träger. Mit der Umsetzung der Beitragsfreiheit
haben wir jedoch die Möglichkeit verloren, uns anteilig auch über Elternbeiträge finanzieren zu
können“ erläutert Mittendorf. Bislang hat die Gemeinde Schwanewede den Kindergarten aus
kommunalen Mitteln finanziert. Doch nun gibt es Unstimmigkeiten: Man beschäftige zu viel
Personal, besuche zu viele Fortbildungen, hätte zu viele Schließtage. Kurzerhand wurden rund 30
% des monatlichen Zuschusses eingefroren. Damit steht der Bauernhofkindergarten schon im
November dieses Jahres vor der Zahlungsunfähigkeit und damit vor der Schließung. Ein Schock für
Personal und Eltern des Bauernhofkindergartens. Und dabei fehlen in der Gemeinde Schwanewede
dutzende Kindergartenplätze. Die Eltern reagieren mit Unverständnis und Wut. Für sie ist der
Bauernhofkindergarten eine bewusste Entscheidung. Sie sind überzeugt von dem Konzept und dass
die Tiere Mehrarbeit bedeuten ist für sie klar. Die höhere Zahl an Schließtagen und die
Notwendigkeit von Arbeitsdiensten am Wochenende hat sie nicht davon abgehalten, sich für den
Bauernhofkindergarten zu entscheiden. „Das Personal hier leistet unglaubliches. Die Arbeitstage
gehen weit über die Betreuungszeiten hinaus weil das ganze „Drumherum“ des Mini-Bauernhofes
zusätzliche Arbeit bedeutet. Natürlich muss diese zusätzliche Arbeitszeit an irgendeiner Stelle
ausgeglichen werden“ beschreibt eine Mutter die Situation in der Einrichtung. „Hier wird
keineswegs Steuergeld verschwendet. Dieser Kindergarten ist sein Geld allemal wert.“ Für die
Elternschaft ist das Ziel daher klar: Die Erhaltung des Kindergartens! Sie wollen nicht irgendeinen
Kindergartenplatz sondern genau diesen.


„Von Seiten der Gemeinde Schwanewede hören wir zwar, dass die Schließung nicht gewollt ist, die
abrupte Streichung des Zuschusses hat jedoch genau das zur Folge. Die Lage ist wirklich ernst“
betont Julia Bahr, Bürokraft der Einrichtung. „Wir bemühen uns um vollständige Transparenz und
einen konstruktiven Dialog. Die Streichung des Zuschusses lässt uns jedoch keine Zeit zu reagieren
und ein Finanzkonzept auszuarbeiten.“

Dies sei nicht der erste Kampf, den der Bauernhofkindergarten in den Jahren seit seiner Gründung
im Jahr 2007 auszufechten gehabt habe erinnert sich Bettina Mittendorf. Leider gebe es viel zu
wenig Kommunikation zwischen dem Kindergarten und der Gemeinde. „Wir sind und waren immer
offen für Gespräche mit den Schwaneweder Ratsmitgliedern und auch der Verwaltung“ sagt Mittendorf.


„Wir wünschen uns endlich ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander anstatt immer
neue Kämpfe auszutragen. Nur so können wir uns auf unsere eigentliche Arbeit, die pädagogische
Arbeit mit den Kindern, konzentrieren.“ Trotz aller Sorge um den Fortbestand des Bauernhofkindergartens glaubt sie nach wie vor an einen positiven Ausgang: „Wir brauchen einen Konsens mit der Politik, der unsere Einrichtung erhält und unserer Konzeption gerecht wird. Dieser Kindergarten liegt so vielen Menschen am Herzen und ist es einfach nur wert, erhalten zu bleiben.“